düsseldorf. "Nie stehen bleiben, immer bereit sein." Janina und Alena sind bereit. Immer. "Alena hat seit diesem Sommer noch nicht eine einzige Trainingseinheit verpasst", sagt Zhu Xiaoyong, von dem der Satz mit dem "immer bereit sein" stammt. Der gebürtige Chinese ist seit 16 Jahren in Deutschland und als hauptamtlicher Trainer am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf (DTTZ) verantwortlich für die sportliche Entwicklung der beiden Mädchen.
"Sie sind hier, um im Idealfall eine internationale Karriere vorzubereiten."
Organisationsleiter Florian Noé
"Sie sind sehr diszipliniert. Beide sind auf einem guten Weg", sagt Zhu in einer der Sporthallen des DTTZ, in der gerade das Nachmittagstraining für die 12-jährigen Nordhessinnen und die anderen Internatsschüler stattfindet.
Seit dem Sommer leben die Baunatalerin Alena und die Lohfeldenerin Janina in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Im Internat des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) verbringen sie fünf Tage in der Woche. "Zum Glück haben wir ja uns", sagt Janina, die die meiste Zeit mit Alena verbringt - auch, wenn sie sich vorher kaum kannten. Lediglich ihre Doppelzimmer teilen sich die beiden mit zwei anderen Mädchen. "Natürlich ist der Schritt für Kinder in ihrem Alter gewaltig", sagt Florian Noé. "Sie sind hier, um im Idealfall eine internationale Karriere vorzubereiten", sagt der Organisationsleiter des DTTZ. Nicht zu kurz kommt trotzdem das Familiäre. "Hier muss auch immer Elternarbeit geleistet werden", erklärt Noés Kollege Martin Mittendorf, der pädagogische Leiter.
Neue Tagesabläufe
An die Abläufe gewöhnen mussten sich Alena und Janina allerdings erst einmal. "Wir stehen gegen 6.30 Uhr auf. Nach dem Frühstück steht an drei Tagen das Früh-Training auf dem Programm", erzählt Alena. Danach geht's zum Unterricht in die siebte Klasse des Lessing-Gymnasiums in der Düsseldorfer Innenstadt. Mittagessen gibt es wieder im DTTZ, danach bleiben zwei Stunden zum Ausruhen und für die Hausaufgaben. Am Nachmittag wird wieder trainiert, oft bis 20 Uhr abends. "Der Freitag sieht anders aus", ergänzt Janina, "nach der Schule fahren wir mit dem Zug nach Kassel zurück und trainieren manchmal noch am Abend zu Hause." Dort spielt Janina beim GSV Eintracht Baunatal in der Verbandsliga, während Alena für die Homberger TS in der Oberliga aufschlägt. "Früher wollte keiner mit mir spielen", erinnert sich Janina an ihre Anfänge vor gut drei Jahren. Geändert hat sich das dann recht schnell. Väter und Brüder waren bald die Trainingspartner der heutigen B-Schülerinnen, bis sie bei Ranglistenturnieren und Meisterschaften den Talentspähern des DTTB ins Auge fielen.
Nachtisch in der Gemeinschaftsküche des Düsseldorfer Tischtennis-Internats: Alena Lemmer (links) und Janina Ciepluch. Fotos: Scholz |
|
"Alena profitiert davon, dass sie bereits mit sechs Jahren mit dem Spiel begonnen hat", sagt der Trainer der beiden in der Sporthalle. Dort werden mindestens siebenmal in der Woche Kondition, Koordination und spielerische Fähigkeiten geschult. Wo das hinführen könnte, sehen die beiden Mädchen oft in ihrer unmittelbaren Nähe,
|
wenn nebenan die Europameisterin Wu Jiaduo an ihrer Rückhand arbeitet. Dass auch die sportliche Karriere der beiden Nordhessinnen einmal aus dem Düsseldorfer Doppelzimmer in die Tischtennis-Welt hinausführen könnte, wissen Alena Lemmer und Janina Ciepluch. Über ihre Hoffnungen sprechen die beiden allerdings nicht, sie lachen lieber. Bis Janina dann doch etwas sagt: "Jeder hat mal schlechte und mal gute Tage. Wir werden sehen."
|
HINTERGRUND
Internat für Tischtennis
|
|
Janina Ciepluch
Alena Lemmer
Behält den Überblick: Trainer Zhu Xiaoyong
|